Rupes Recta und Rima Birt


Rupes_Recta_Rima_Birt
Ort: Schwedt/Oder
Datum/Uhrzeit: 16.02.2016, 22:33 Uhr
Instrument: Meade 8" LX200GPS mit FFC ==> ca. 6.000 mm Brennweite
Aufnahmedaten: aufgenommen mit EZPlanetary auf Apple MacBook Pro, Windows 8 läuft unter Parallels Desktop; AVI mit 1990 frames, Exposure: 20 ms
Bearbeitung: Stacking mit Registax aus den 1990 frames mit 400 frames, dann Wavelet-Filter mit Registax; mit Astroart 4: Histogramm justiert, Hochpassfilter, Histogramm justiert, Binning

Der Filter ist sehr scharf, eigentlich schon zu scharf. Dadurch erscheinen die Regionen rechts im Bild sowie die Sonnenreflexionen an den Kraterwänden übertrieben stark und das Bild wirkt hier nicht ästhetisch. Auf der anderen Seite konnte ich dadurch vor allem Rima Birt besser hervorarbeiten.
Rupes_Recta_Rima_Birt_N
1 Rupes Recta
2 Rima Birt
3 Birt
4 Thebit D
5 Thebit U1
6 Thebit
7 Thebit P
8 Promontorium Taenarium


1 Rupes Recta


IAU Daten
Name: Rupes Recta
Klarname: Rupes Recta
Merkmal ID: 5230
Typ: Rupes
Nödlichste Breite: -19,89°
Südlichste Breite: -23,53°
Östlichste Länge: -7.21°
Westlichste Länge: -8,41°
Durchmesser: 115,95 km
Breite, Zentrum: -21,67°
Länge, Zentrum: -7,7°

Optimale Beobachtung am 1. Tag nach dem ersten Viertel oder nach dem letzten Viertel
Kleinstes Instrument: 50 mm Refraktor

Rupes Recta wird auch Lange Wand oder Straight Wall genannt. Sie ist eine typische Böschung (Rupes). Kurz nach dem ersten oder letzten Viertel ist sie ein lohnenswertes Beobachtungsobjekt.
Die IAU gibt ihre Länge mit 115,98 km an. Der Höhenunterschied zwischen der östlichen und westlichen Seite beträgt 250 m bis 300 m, ihre Breite liegt bei 2,5 km bis 3 km. Hieraus ergibt sich ein Neigungswinkel von weniger als 10°. Damit ist Rupes Recta - anders als der spektakuläre Schattenwurf vermuten lässt - eher ein sanft geneigter Hang.
Entstanden ist Rupes Recta wahrscheinlich durch eine Bodensenkung auf der westlichen Seite im Mare Nubium. Diese wurde wiederum ausgelöst von Schockwellen des Imbrium-Impakts. Später erfolgten dann Veränderungen und Formungen durch Lava-Flüsse des Mare Nubiums.
Das obige Foto wurde nach dem ersten Viertel aufgenommen. Im Bild fällt der Hang von unten nach oben ab, die Sonneneinstrahlung erfolgt streifend von unten. Dadurch kommt es zur Schattenbildung. Kurz nach dem letzten Viertel scheint die Sonne von oben nach unten direkt auf dem Hang. Rupes Recta präsentiert sich dann als helle Linie ohne Schattenbildung.
Rupes Recta verbindet am nördlichen Ende (im Bild links) den kleinen Krater Thebit D mit einigen Bergen an ihrem südlichen Ende, den sogenannten "Stag's-Horn Mountains" (kein offizieller Name der IAU). Nördlich (im Bild links) von Rupes Recta liegt das Promontorium Taenarium.

Die Japan Aerospace Exploration Agency (JAXA) hat aus Bildern ihrer Mondmission "KAGUYA (SELENE)" einen virtuellen Überflug über die Rupes Recta und die Rima Birt bei Youtube ins Netz gestellt. Das Video ist sehenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=DyMG99zestE

Das folgende Bild ist ein Bildschirmfoto aus einer Darstellung von LUNASERV, einem Web basierten Map Server über den Mond (http://webmap.lroc.asu.edu/lunaserv.html). Als Base Layer wurde gewählt: LROC Experimental Color Shaded GLD100. Die Farben stellen unterschiedliche Höhen dar. Deutlich ist zu erkennen, dass Rupes Recta durch eine Bodenabsenkung westlich der Böschung (im Bild oben) entstanden ist.

Bildschirmfoto 2016-03-07 um 21.21.38
Ebenfalls sind im Web hochauflösende Bilder des Mondes zu finden (Lunar Reconnaissance Orbiter Camera, LROC). Unter dem Link http://lroc.sese.asu.edu/posts/287 sind Bilder von Rupes Recta und Rima Birt dargestellt, die auch auf dieser Seite wiedergegeben werden.

Bei diesem Bild handelt es sich um einen Ausschnitt aus einem monochromen Mosaik (LROC WAC), die Sonne scheint von links, der Asterix kennzeichnet den Ort des dann folgenden Bildes (LROC NAC, NASA/GSFC/Arizona State University).
recta_thumb2
Deutlich ist zu erkennen, das Rupes Recta in 5 En-échelon-Segmente geteilt ist. Sie variieren von etwa 8 km Länge bis 50 km Länge. Im oberen Teil des Bildes sind diese Segmente kürzer (3 Segmente), ab Bildmitte nach unten werden sie sehr lang (2 Segmente). En-échelon beschreibt in der Geologie das ausgerichtete Muster einer Reihe paralleler, kurzer Brüche. Schwach zu erkennen ist in diesem Bild auch, dass beim Übergang vom 2. auf das 3 Segment von rechts aus eine Rillen ähnliche Struktur senkrecht auf die Rupes Recta zuläuft und direkt in den Übergang 2. auf 3. Segment mündet.

Das folgende Bild, einem Subset aus dem LROC NAC Bild M12264663R, zeigt eine Wechsel-Beziehung zwischen Rupes Recta und einem Einschlagkrater (Ort: Asterix im obigen Bild). Die Pfeile auf der rechten Seite des Bildes weisen auf die Felswand von Rupes Recta. Irgendwann nach der Bildung von Rupes Recta erfolgte ein Impakt, also ein Einschlag durch einen Meteoriten. Dieser warf Aushubmaterial aus der Verwerfungswand heraus. Die Pfeile auf der linken Seite des Bildes (sie bilden in etwa eine Kurvenbahn) bezeichnen die Kraterwand. Sichtbar sind die nach Bildung des Kraters abschüssigen Bewegungen von erodierten Schutt und Blöcke. Die Bildbreite beträgt 840 m, die Beleuchtung kommt von links und der niedrige Einfallswinkel des Lichtes in diesem Bild zeigt die Albedo Variationen (NASA / GSFC / Arizona State University).
M122264663RE_thumb

2 Rima Birt


IAU Daten
Name: Rima Birt
Klarname: Rima Birt
Merkmal ID: 5043
Typ: rima
Nördlichste Breite: -20,65°
Südlichste Breite: -22,31°
Östlichste Länge: -9,12°
Westlichste Länge: -9,72°
Durchmesser: 54,18 km
Breite, Zentrum: -21,4°
Länge, Zentrum: -9,28°

Optimale Beobachtung am 1. Tag nach dem ersten Viertel oder nach dem letzten Viertel
Kleinstes Instrument: 300 mm Refraktor

Im obigen Bild ist Rima Birt nur schwach erkennbar. Mit einer Länge von gut 54 km verläuft sie leicht gekrümmt und annähernd parallel zur Rupes Recta. Ihre Breite beträgt maximal 1,5 km. Sie verbindet im Süden (im Bild oben, nicht erkennbar) den etwa 3 km breiten Krater Birt F mit dem ca. 5 km breiten Krater Birt E im Norden (im Bild unten, ebenfalls im Bild nicht erkennbar). Birt E liegt auf einem kleinen, langgestreckten und kuppenförmig gerundeten Bergrücken und ist deutlich vulkanischen Ursprungs. Vermutlich ist hier auch der Ursprung der Rille zu suchen, die über Lavafluss in einem Lavakanal gebildet wurde. Denn hier ist die Rille erweitert, verlängert und halbiert dabei den Bergrücken. Dafür spricht auch der für Lavakanäle typische sinusförmige Verlauf der Rille. Der folgende Link führt zu einem Bild, das dies eindrucksvoll zeigt.
http://www.lpod.org/archive/archive/2004/01/LPOD-2004-01-11.htm
In diesem Bild sind auch eine Reihe von Verschiebungen südlich von Birt E erkennbar sowie eine Versetzung etwa mittig in der Rille. Auf http://the-moon.wikispaces.com/Rima+Birt wird ausgeführt, das solche Versetzungen unwahrscheinlich sind für Lavakanäle, die durch Lavafluss gebildet werden. Solche Versetzungen sind typisch für Verwerfungen (Faulting). Da die Rille ihren Ursprung in einem Lava-Kanal hat, ist es naheliegend, dass die kleineren Verwerfungen erst später eingesetzt haben und zu den Versetzungen in der Rille geführt haben. Diese Interpretation ist allerdings nicht zufriedenstellend, weil es keine weiteren Beweise für Verwerfungen in der Lava bis auf diese Versetzungen gibt. the-moon.wikispaces beendet diese Interpretation mit dem Satz: This is officially weird (Dies ist offiziell seltsam).