Messier 81 (M 81) – Die große Spiralgalaxie im Großen Bären


M81

Schwedt/Oder, 21.11.2025, 21:40 MEZ bis 22.11.2025, 01:18 Uhr MEZ
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Messier 81, oft einfach M 81 genannt, ist eines der prächtigsten und gleichzeitig zugänglichsten Sternsysteme am gesamten Nordhimmel. Sie befindet sich im Sternbild Großer Bär (Ursa Major), etwa 12 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, und ist eine der hellsten externen Galaxien, die Amateurastronomen beobachten können. Schon in kleinen Teleskopen wirkt sie wie ein zarter, ovaler Lichtfleck – doch in Wirklichkeit handelt es sich um ein gigantisches Inseluniversum voller Sterne, Nebel und Strukturen.

Eine große Schwester unserer Milchstraße

Mit einem Durchmesser von rund 90.000 Lichtjahren ist M 81 kaum kleiner als unsere eigene Milchstraße. Sie gehört zur gleichen Galaxienklasse wie diese: eine klassische Spiralgalaxie mit deutlich ausgebildetem zentralem Bulge und zwei großen, elegant gewundenen Spiralarmen.
In lang belichteten Astrofotografien erscheint der Kern der Galaxie warm-gelblich – dort sammelt sich die alte, rote Sternpopulation. Die Spiralarme hingegen leuchten bläulich: unzählige junge, heiße Sterne und Sternentstehungsgebiete zeichnen dort die Schwünge der galaktischen Struktur nach.

Ein supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum

Im Herzen von M 81 befindet sich ein Schwarzes Loch mit ungefähr 70 Millionen Sonnenmassen, also etwa 15-mal massereicher als das Schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße (Sagittarius A*). Obwohl es so groß ist, zeigt es keine extremen Ausbrüche wie echte Quasare – es gilt als relativ „ruhiges“ Aktives Galaxienzentrum. Dennoch verrät es sich durch leichte Variabilität und durch seine Röntgenstrahlung, die von heißen Gasscheiben im Zentralbereich herrührt.

Eine Galaxie in enger Gesellschaft: M 82 und NGC 3077

Messier 81 ist Teil einer kleinen Galaxiengruppe, der sogenannten M 81-Gruppe, die aus rund 30 größeren und kleineren Mitgliedsgalaxien besteht. Besonders eindrucksvoll ist die gravitative Wechselwirkung mit zwei unmittelbaren Nachbarn:
  • Messier 82 (M 82) – der berühmten Zigarrengalaxie
  • NGC 3077 – einer kleineren, irregulären Galaxie
Astrophysikalische Modelle und Beobachtungen zeigen, dass diese drei Systeme vor mehreren hundert Millionen Jahren eine oder mehrere enge Begegnungen hatten. Die genaue Zeitspanne ist nicht exakt bestimmbar, wird aber in der Forschung meist im Bereich einiger hundert Millionen Jahre angesiedelt. Die Folgen dieser Wechselwirkungen sind bis heute sichtbar:
  • Gas wurde durch Gezeitenkräfte aus den Galaxien herausgerissen
  • Großräumige Gezeitenarme und Filamente entstanden
  • In M 82 wurde eine intensive Phase der Sternentstehung ausgelöst, sodass sie sich heute als ausgeprägte Starburst-Galaxie präsentiert
Im Radiobereich erkennt man diese Vergangenheit besonders eindrucksvoll: Ein Netzwerk aus ausgedehnten Wasserstoffbrücken (H I-Filamenten) verbindet M 81, M 82 und NGC 3077 noch immer miteinander. Diese intergalaktischen Strukturen sind stille Zeugen der dramatischen Begegnung, die die Entwicklung aller drei Galaxien nachhaltig geprägt hat.

Beobachtbarkeit: Ein Klassiker für Hobbyastronomen

M 81 ist eines der beliebtesten Objekte für visuelle Beobachter und Astrofotografen. Gründe:
  • Helligkeit: etwa 6,9 mag – damit knapp unter der Sichtbarkeitsgrenze des bloßen Auges
  • große Ausdehnung: ca. 26′ × 14′
  • nördliche Position: ganzjährig gut sichtbar
In einem kleinen Teleskop erscheint sie zunächst nur als weiches Oval mit hellem Kern. Mittelgroße Amateurteleskope lassen bereits den Kernbereich und den Übergang zur Scheibe erkennen. In großen Instrumenten oder auf Fotos treten die eindrucksvollen Spiralarme deutlicher hervor.
Für Fotografen ist M 81 ein Paradeobjekt: Staubstrukturen, Knoten von Sternentstehungsregionen und die Wechselwirkung mit M 82 ergeben spektakuläre Motive.

Entdeckungsgeschichte – ein frühes Meisterstück

Messier 81 wurde am 31. Dezember 1774 von Johann Elert Bode, einem deutschen Astronomen aus Hamburg, entdeckt.
Charles Messier übernahm den Eintrag später in seinen berühmten Katalog; dort erschien M 81 1781 als eines der hellsten Nebelobjekte. Bode selbst beschrieb sie damals als „nebligen Stern“, lange bevor klar wurde, dass es sich um eine Galaxie jenseits der Milchstraße handelt.
Erst im 20. Jahrhundert – besonders durch die Arbeiten von Edwin Hubble – wurde bestätigt, dass M 81 ein vollständig eigenständiges Sternsystem ist, nicht etwa ein Nebel innerhalb unserer Galaxis.

Was macht M 81 wissenschaftlich besonders?

1. Vorbild einer klassischen Spiralgalaxie
M 81 hat eine besonders klare Struktur: deutliche Spiralarme, ein sauber abgegrenzter Bulge, wenig Störungen in der Scheibe (außer durch die Interaktionen mit M 82). Für viele astrophysikalische Modellierungen gilt sie als „Lehrbuchbeispiel“.

2. Gute Entfernungsmessung
Dank Cepheiden und anderer Standardkerzen ist die Entfernung von M 81 sehr genau bekannt – sie wurde mehrfach zu Kalibrationszwecken genutzt, um kosmologische Entfernungsleitern zu prüfen.

3. Sternentstehung und Gezeitenwechselwirkung
Das Zusammenspiel von M 81 und M 82 ist ein Paradebeispiel dafür, wie gravitative Kräfte zwischen Galaxien ganze Sternentstehungsprozesse auslösen oder verstärken können.

Ein Blick in eine ferne, fremde Heimat

Messier 81 ist mehr als nur ein helles Objekt am Himmel: Sie ist eine architektonisch fast perfekte Spiralgalaxie, ein grandioses Beispiel dafür, wie Sterne, Gas und Dunkle Materie gemeinsam ein gewaltiges kosmisches Bauwerk formen. Ihre Nähe erlaubt es uns, Details zu studieren, die bei vielen anderen Galaxien verborgen bleiben.
Wer M 81 im Teleskop betrachtet, schaut in gewisser Weise auf eine „Schwester unserer Milchstraße“ – nur aus der Distanz eines gesamten intergalaktischen Raumes.