Capella – Das goldene Herz des Fuhrmanns
α Aurigae – Ein außergewöhnliches Doppel-Riesensternsystem

Instrument: Seestar S50, 8 Aufnahmen je 10 s unter Verwendung der Tauschutzfunktion
Mit Seestar APP gestapelt und AI Denoised, mit Astroart, Histogramm angepasst und verkleinert
Capella, der hellste Stern im Sternbild Fuhrmann (Auriga), gehört zu den bekanntesten Sternen des Nordhimmels. Mit einer scheinbaren Helligkeit von +0,08 mag ist er der sechsthellste Stern am Nachthimmel und leuchtet in einem warmen, goldenen Farbton. Sein Name bedeutet im Lateinischen „Zicklein“, in Anspielung auf die mythologischen Ziehen des Gottes Zeus.
Ein Doppelstern – aber anders als gewohnt
Capella ist kein einzelner Stern, sondern ein enges Doppelsternsystem aus zwei gelben Riesen („Capella A“ und „Capella B“, im Bild nicht erkennbar):
- Spektralklassen: G8 III + G1 III
- Entfernung: ca. 42,7 Lichtjahre
- Orbitperiode: 104 Tage
- Trennung: nur etwa 0,74 AE (kaum größer als der Abstand Erde–Sonne)
- Capella A ist ein bereits weit entwickelter Roter-Klumpen-Stern, der im Kern Helium fusioniert.
- Capella B befindet sich auf dem Weg in dasselbe Stadium, aber noch in einer etwas früheren Phase seiner Entwicklung.
Obwohl Capella astrophysikalisch ein Vierfachsystem bildet, ist es für Amateurinstrumente nicht trennbar und erscheint im Okular als einzelner, sehr heller Stern.
Weitere Begleiter im System
Capella besitzt zusätzlich ein zweites, sehr weites Doppelsternsystem (Capella H und Capella L) in über 10.000 AE Entfernung. Diese schwachen M-Zwerge sind nur teleskopisch nachweisbar, gehören aber gravitativ eindeutig zu Capella. Damit ist Capella in Wirklichkeit ein Vierfachsystem – allerdings mit einem dominanten inneren Doppelstern.
Physikalische Eigenschaften
Capella A:
- Radius: ~ 12 R☉
- Temperatur: ~ 4.900 K
- Leuchtkraft: ~ 80 L☉
- Radius: ~ 9 R☉
- Temperatur: ~ 5.700 K
- Leuchtkraft: ~ 70 L☉
Warum Capella für die Astronomie wichtig ist
- Sie war einer der ersten Doppelsterne, deren Orbit per Interferometrie gelöst wurde.
- Durch die gut bestimmbaren Massen ist Capella ein Referenzobjekt für die Modellierung von Riesensternen.
- Sie zeigt, wie sich Sterne mit 2–3 Sonnenmassen entwickeln – eine Masseklasse, die zwischen solaren Sternen und massereichen B-Sternen liegt.
Capella steht hoch am nördlichen Winterhimmel und ist praktisch ganzjährig sichtbar, da sie nahe dem Nordhimmelspol liegt. Selbst in hellen Städten ist ihr goldgelber Schimmer unverkennbar. Für Amateurastronomen ist Capella spannend, weil:
- ihr Licht sich gut für Spektroskopie eignet,
- sie ein ideales Objekt für Einstiegsbeobachtungen ist,
- sie im Winter als Orientierungspunkt für das Wintersechseck dient – gemeinsam mit Rigel, Sirius, Procyon, Pollux und Aldebaran.